Notwasserung auf dem Hudson River

Alles Wichtige zum berühmten Flugunfall mit Happy End

Was geschah beim Flug 1459 am 15. Januar 2009?
Was war das Besondere bei der Notlandung auf dem Hudson River?
Und was hat Barack Obama damit zutun?

„Liebe Fluggäste, hier spricht Ihr Kapitän aus dem Cockpit.

Mein Name ist Chesley Sullenberger
und ich begrüße Sie herzlich an Board des Airbus A320 auf dem Flug von NYC nach Seattle/Tacoma.“
Haben Sie sich nicht auch manchmal bei einer ihrer Flugreisen die Frage gestellt, wer die
Menschen im Cockpit sind, die alle an Board sicher an ihr Ziel bringen werden?
Nein?! Dann ist das natürlich absolut legitim. Für alle anderen: Sie sind nicht allein!

Erfahrungsschatz eines Flugzeugkapitäns

Wie wäre es mit einem Piloten, der fast 40 Jahre in der Luft verbracht hat?!

– Ein Mensch, der u.a. am U.S. Air Force Academy studiert hat und als Kampfjet-Pilot tätig war.
– Ein Verkehrspilot, der insgesamt eine Million Menschen von A nach B befördert hat.
– Zudem ist er Sicherheitsbeauftragter und Ausbilder einer Pilotenvereinigung.
– Er ist beim Thema Flugsicherung immer auf dem neuesten Stand und informiert in Schulungen
Besatzungsmitglieder über Checklisten & Verhaltensweisen in Notfällen.
– Quasi ein Pilot, dessen Arbeitsalltag sich rund ums Thema Flugsicherheit dreht und als
Verkehrspilot regelmäßig in der Luft unterwegs ist.
Das hört sich auch für Sie nach der perfekten Laufbahn eines Flugkapitäns an?!
Bei der Besetzung des Flugzeugkapitäns Chesley B. Sullenberger vom Flug 1459 in New York,
treffen alle genannten Punkte zu.

Was sollte an Board eines solch erfahrenen Piloten schief gehen?

Sie mögen jetzt vielleicht an menschliches Versagen denken. Was eine der Ursachen sein könnte,
die eine Notlandung auslösen. Aber in dem Fall auf dem Hudson River war es anders.

Was ist passiert beim Flug 1459 am 15. Januar 2009?

An einem kühlen Nachmittag im Januar geht ein Inlandslinienflug der US – Airways mit einem
Airbus 320 von New York City nach Seattle/Tacoma im Bundesstaat Washington mit geplanter
Zwischenlandung in North Carolina an den Start. Es befinden sich 150 Fluggäste und 5
Besatzungsmitglieder an Board. Im Cockpit der erfahrene Flugkapitän Chesley Sullenberger –
genannt „Sully“- und sein Co-Pilot Jeffrey Skiles.

Nachdem alle Reisenden ihre Plätze eingenommen haben rollen sie mit dem Airbus A320 auf die
Startbahn und einige Augenblicke später setzt das Flugzeug zum Steigflug an.
Und dann BÄM!
„Hier spricht der Kapitän. Sicherheitsposition einnehmen.“, tönt es aus den Boxen der Kabinen.

Die Grenzen der menschlichen Kontrolle

Die Fliegerei hat Vorteile für die Gesellschaft gebracht und auch zur Entwicklung der Wirtschaft
beigetragen. Aber auch diese menschliche Erfindung hat ihre Grenzen und trotz vieler
Vorkehrungen & Maßnahmen rund um den Flug, eine Sache kann und wird der Mensch nicht
komplett kontrollieren: Die Natur.
Übrigens: Die ersten Flugapparate wurden vom Ingenieur & Flugpionier Otto Lilienthal nach dem
Vorbild der Zugvögel konstruiert (Buch von Lilienthal „Der Vogelflug als Grundlage derFliegekunst“, 1889 erschienen).

Was war die Ursache für die Notlandung auf dem Hudson River?

Etwa 2 Minuten nach dem Steigflug passierte es.
(Achtung: Triggerwarnung für mitfühlende Leser:innen)
Der Düsenjet durchquerte einen Schwarm Kanadische Fluggänse, welche in die Triebwerke
gerieten, Brände auslösten und beide Triebwerke außer Betrieb setzten.
Die meisten Vogelschläge ereignen sich auf niedriger Höhe bis 900 Meter, also hauptsächlich beim
Start und bei der Landung. Laut Internationaler Zivilluftfahrtorganisation ICAO gab es allein
zwischen 2011 und 2014 weltweit mehr als 65.000 Vogelschläge.

Was ist passiert beim Unglück des Airbus A320 vom Flug 1459?

Nach dem Vogelschlag des Airbus A320, kam es zum Schubverlust in beiden Triebwerken.
Die Piloten des Fluges AWE 1459 meldeten zeitgleich der Flugsicherung die Geschehnissen und
ihre Absicht zum New Yorker Flughafen LaGuardia umzukehren bzw. auf einen anderen Flughafen
auszuweichen, um notzulanden.
Flugkapitän Sully musste innerhalb von Sekunden eine Entscheidung treffen, die zur Rettung aller
155 Seelen an Board führen sollte.
„Wir schaffen es nicht.“, „wir werden im Hudson sein.“, waren die letzten Worte, die die
Flugsicherung von Kapitän Sully vernehmen konnten, bevor der Sprechfunk abbrach.
Etwa 6 Minuten nach dem Start vom Flughafen LaGuardia landete die Passagiermaschine in
südlicher Richtung auf dem Hudson River in NYC.

Was macht die Notlandung in New York so besonders?

Die Notlandung auf dem Wasser, Notwasserung genannt, am 15. Januar 2009, wird als
fliegerische Meisterleistung des damals 57 – jährigen Flugkapitäns Chesley B. Sullenberger
bezeichnet.
Der Hauptgrund: Obwohl eines der Triebwerke beim Aufprall abgerissen wurde, gelang es dem
Pilot Sully den Airbus A320 auf Kurs zu halten, um ein mögliches Auseinanderbrechen des
Flugzeugs zu verhindern und somit alle Insassen zu retten.

Die Handlungsabläufe für ein Notwassern sind im Notfallhandbuch für Flughöhen um die 10.000
Fuß vorgesehen. Da es einen solchen Fall noch nicht gab, hatte die Besatzung von Flug 1459
keine Zeit dazu, diese Checkliste abzuarbeiten und den Ditching-Modus zu aktivieren. Was zur
Verschlechterung der Schwimmfähigkeit führte und das langsame Sinken des Airbus A320 im
Hudson River beschleunigte.

Was ist das Besondere an Flugkapitän Sully?

Eine solche Notlandung wie diese gab es in der Fluggeschichte bis zum 15. Januar 2009 noch
nicht. Sully ist einer der ersten vier Piloten, die einen Düsenjet notlanden mussten und bei dem alle
Insassen des Flugzeugs überlebt haben.

Ditching – Modus im Airbus A320

Durch den Ditching – Modus werden alle Ventile im unteren Teil des Flugzeugrumpfs geschlossen,
um die Schwimmfähigkeit des Flugzeugs zu verbessern. Der Airbus von Flug 1459 verfügte über
solch einen Schalter zur Notwasserung.
Allerdings wurde beim Flug 1459 dieser Ditching – Modus nicht aktiviert.
WARUM? Weil dieser „ditch mode“ erst am Ende des Notfallhandbuchs erwähnt wird und den
Piloten keine Zeit mehr blieb diesen vor der Notwasserung zu betätigen.

Was passierte nach dem Aufprall des Airbus A320 auf dem Hudson River?

Kurz nach dem Aufsetzen und bei Stillstand des Flugzeugs begannen die Crew – Mitglieder mit der
Evakuierung der Passagiere. Die 155 Menschen verließen die Maschine teilweise über die
Notfenster und teilweise über die vorderen Ausgänge und retteten sich auf die Tragflächen oder in
die Notrutschen. Nachdem der Flugkapitän zweimal das Flugzeug durchquert hatte und er sich
sicher war, dass sich keine Person mehr im Flugzeug befand, verließ auch er den Unglücks –
Airbus.
Wichtigste Regel: Der Kapitän / die Kapitänin verlässt als Letzter / Letze das Flugzeug.
Warum? Wieso? Das erklären wir in unserem nächsten Beitrag.

Wie ging es weiter mit der Rettung?

Weniger als vier Minuten nach der Notwasserung traf die erste Fähre von den nahegelegenen
Fährterminals ein, auch Schlepper trafen ein und nahmen die ersten Passagiere des Flugzeugs an
Bord. Die Schiffsbesatzungen ließen Strickleitern und Netze herab, sie warfen auch Rettungsringe
und -westen ins Wasser.
Kurz danach trafen ein New Yorker Feuerlöschboot, weitere Boote und Hubschrauber der
Küstenwache und der New Yorker Polizei am Unfallort ein. Die Passagiere wurden teils aus dem
Wasser und von den Tragflächen gerettet. Wiederum andere wurden von den aufgeblasenen
Notrutschen eingesammelt.

Hudson River und Präsident Barack Obama

Für alle, die sich vielleicht immer noch fragen, wo der Hudson River eigentlich liegt.
Er befindet sich im Nordosten der USA, genauer gesagt fließt der 492km lange Fluß durch die
Staaten New York und New Jersey. Seine Quelle ist in den Adirondack Mountains und er fließt von
Norden Richtung Süden durch die Stadt New York und mündet dort in den Atlantischen Ozean.
Zu dem Zeitpunkt des Flugunglücks 2009 war gerade der Präsidentenwechsel in den USA. Laut
US – Medienberichten bedankte sich der noch zuständige Präsident George W. Bush telefonisch
bei Flughelden Chesley Sullenberger. Der künftige Präsident Barack Obama lud Sully mit dessen
engsten Familienmitgliedern und seine Crew – Besatzung vom Flug 1459 zur Amtseinführung nach
Washington ein. Was, wie Sully selbst betonte, zu einem seiner Highlights im Leben wurde.
Sully lehnt bis heute die Bezeichnung als Helden ab. Wie und weshalb? Lesen Sie selbst im Buch
Man muss kein Held sein: Auf welche Werte es im Leben ankommt“ von Chesley B. Sullenberger.

Werden Sie aktiv!

Jede Pilotin, jeder Pilot sammelt mit Hilfe von praktischen Trainingsstunden im Flugsimulator
Erfahrungen im Cockpit mit Notsituation, um später im echten Notfall besser zu reagieren.
Jetzt sind Sie dran! Testen Sie Ihre Reaktionsgeschwindigkeit, in dem wir die Notwasserung auf
dem Hudson River in einem unserer Simulatoren in Hamburg, München oder Düsseldorf
nachstellen. Mit unseren Schritt-für-Schritt-Anweisungen können auch Sie sich kurz wie ein
Flugzeugkapitän fühlen.

Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/US-Airways-Flug_1549
https://de.wikipedia.org/wiki/Chesley_B._Sullenberger
https://www.sat1.de/tv/fruehstuecksfernsehen/video/der-pilot-der-hudson-river-notlandung-will-
kein-held-sein-clip
https://www.aerointernational.de/airlines-nachrichten